“Als ich im Dezember 2015 das erste Mal auf Chios war, trafen mich zwei Beobachtungen, die mein Denken und meine Emotionen erschütterten:
1. Die Institutionen und Organisationen, von denen ich gedacht hätte, dass sie in einer solchen Krise „zuständig“ sind – der Staat, das organisierte Europa, große Hilfsorganisationen – glänzten durch Abwesenheit.
2. Teams von unabhängigen Volunteers von überall her taten, was gerade nötig war – ohne gesicherte Finanzierung, nach dem Prinzip ‚Versuch und Irrtum“, und mit einer unfassbaren Liebe, Energie und
Durchhaltevermögen!“
Alexander Hirsch, 1. Vorsitzender Offene Arme e. V.
Über 117 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht – so viele wie noch nie. Während in Deutschland der politische Kurs auf Abwehr steht, ist die Lage in den Kriegs- und Krisengebieten so dramatisch wie zuvor.
Nach den dramatischen Jahren 2015/2016 bemühen sich die griechische Regierung wie die EU, Normalität zu signalisieren. Doch viele Tausende Geflüchtete leben weiter in prekären Verhältnissen. Besonders dramatisch ist die Lage weiterhin auf den Ägäisinseln Lesbos, Chios, Samos, Kos u.a. Die Zahlen von Geflüchteten sind zwar gesunken, aber gleichzeitig wurden Hilfeleistungen reduziert. Nicht nur die Medienaufmerksamkeit richtet sich auf neue Krisenherde, auch die Aufmerksamkeit von Spender*innen ist weitergezogen. Aber nach wie vor leben Geflüchtete in erbärmlichen Bedingungen in den Camps, und nach wie vor kommen weitere Geflüchtete an. (in den beiden Booten im Bild kamen 130 Menschen übers Meer!)
Seit dem Oktober 2015 unterstützten im Chios East Shore Response Team (CESRT) einheimische und internationale Freiwillige Menschen auf der Flucht. Kern der Arbeit war von Anfang an die Erstversorgung am Strand oder im Hafen mit Nahrung, Wasser, trockenen Kleidern, medizinischer Grundversorgung – und menschlicher Zuwendung. Dazu kamen mit der Zeit Kleiderausgaben, Kinderbetreuung, Sprachunterricht und andere
Aktivitäten.
Am 22. April 2017 haben wir den Verein „Offene Arme e. V. – Hoffnung für Chios“ in Marburg gegründet. Ursprüngliche Absicht war, einen Spendenkanal über die bisher üblichen Privatspenden im persönlichen Umfeld bereitzustellen, um die Arbeit auf Chios zu unterstützen, und einen Kontaktpunkt in Deutschland für Öffentlichkeitsarbeit und die Werbung von Volunteers zu haben.
Im Frühjahr 2018 wurde CESRT von den griechischen Behörden aufgefordert, sich als NGO zu registrieren – bei dem Team handelte es sich bis dahin um eine Basisinitiative ohne eigene Rechtsform. Da eine Vereinsgründung in Griechenland sich als schwierig erwies, bot Offene Arme e. V. an, die rechtliche Trägerschaft des Teams zu übernehmen.
Aus der Präambel unserer Satzung:
- In dem Glauben, dass jeder Mensch im Bilde Gottes geschaffen und daher gleich an Würde und Rechten ist;
- in der Überzeugung, dass die Menschenrechte unteilbar sind und eine Einschränkung der Rechte Einzelner die Rechte Aller in Frage stellt;
- getragen von der Überzeugung, dass wir als Bürgerinnen und Bürger Europas in der aktuellen Notlage nicht auf die Politik oder große Institutionen warten können, sondern selbst Verantwortung übernehmen müssen und
- mit der Entschlossenheit, zu demonstrieren, dass man nie „gar nichts“ tun kann und selbst einzelne Taten für einzelne Menschen die Welt bedeuten können,
gründen wir diesen Verein.
Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut’s nicht, dem ist’s Sünde. – Die Bibel, Jakobus 4,17
Was wir bewirken, ist kaum mehr als ein Tropfen im Ozean. Aber wenn wir tatenlos blieben, fehlte dem Ozean gerade dieser Tropfen. – Mutter Teresa
Sometimes people at home ask me: How could you do something like that? – I tell them: How can you see what’s going on and not do anything? – Chios Volunteer
Mehr lesen? Unsere Vereinssatzung als PDF.